Feuerwehr des Monats: Innenminister Beuth zeichnet die Bensheimer Brandbekämpfer aus / Vorbildliche Nachwuchswerbung

BENSHEIM. Nachwuchssorgen plagen etliche Vereine. Für manche bedeuten rückläufige Mitgliederzahlen mittelfristig das Aus. Auch die Bensheimer Feuerwehren haben auf statistischer Basis in die Zukunft geschaut. Ergebnis: Bis 2020 könnte die Schlagkraft der Brandbekämpfer deutlich leiden, weil weniger ehrenamtliche Helfer zur Verfügung stehen. Konkret: Statt jetzt 335 wären es nur noch 290 Aktive.

„Wir mussten was unternehmen und freuen uns, dass wir mit unseren Ideen im Rathaus gleich Gehör fanden“, erklärte Stadtbrandinspektor Jens-Peter Karn. Ein Vorschlag: Mit einem Imagefilm Kinder und Jugendliche für die Kameradschaft und die Arbeit der Feuerwehr begeistern (wir haben berichtet).

Der Streifen hat seit seiner Veröffentlichung medienwirksam Aufmerksamkeit verursacht und am Dienstagabend zu einer Auszeichnung geführt. Der hessische Innenminister Peter Beuth (CDU) überreichte im Stützpunkt Urkunde und 500 Euro an die Bensheimer Kameraden, die sich über die Ehrung als Feuerwehr des Monats November sichtlich freuten.

Ein Beispiel für alle

„Die Freiwillige Feuerwehr Bensheim ist ein vorbildliches Beispiel dafür, was der freiwillige Brandschutz alles leistet. Nicht nur Absicherung von Unfallstellen, Personenrettungen oder Brandeinsätze, sondern auch Brandschutzerziehung und Übungen gehören zu den täglichen Aufgaben. Dabei bewahren die Brandschützer in kritischen Situationen Ruhe und gehen bei gefährlichen Einsätzen kein unnötiges Risiko ein, wie sie es erst wieder kürzlich bewiesen“, so der Innenminister.

Beuth hatte sich vor seinem Besuch über die jüngsten Einsätze informiert, die er beispielhaft nannte, um das Aufgabenspektrum und die Herausforderungen aufzuzeigen, mit denen die Männer und Frauen konfrontiert werden – vom „klassischen“ Brand über die Verhinderung von Chemieunfällen bis hin zur Tierrettung. Auch Bürgermeister Rolf Richter bekundete erneut, wie stolz er auf die Einsatzfähigkeit der Wehren sei. Er erinnerte an den Brand in der Altstadt vor zwei Wochen, bei dem sich um die Mittagszeit innerhalb von zehn Minuten 72 Helfer eingefunden hatten.

Damit das so bleibt und man nicht in einigen Jahren darüber diskutieren muss, ob Bensheim mangels Ehrenamtlichen eine Berufsfeuerwehr braucht, wird zurzeit massiv Werbung gemacht. Neben dem Film künftig zusätzlich mit einem Banner, das am Mittwoch erstmal präsentiert wurde und künftig im Stadtgebiet hängen wird.

Der Innenminister drückt jedenfalls die Daumen, dass die Bensheimer PR-Aktionen von Erfolg gekrönt sind. Es sei eine der großen Herausforderungen landesweit, junge Menschen für den Dienst in der Feuerwehr zu motivieren. „Die Gesellschaft hat sich verändert, die Alternativangebote haben zugenommen. Gleichzeitig sind die Jahrgänge kleiner geworden“, skizzierte er die problematische Ausgangslage. Der Wettbewerb zwischen den Vereinen sei dadurch härter geworden. Hessenweit macht sich das seinen Angaben zufolge bereits bemerkbar. 70 000 Feuerwehrleute gibt es im Bundesland – Tendenz abnehmend. Die Bensheimer Bemühungen sind deshalb ein Mutmacher „und ein schönes Beispiel für andere“. Beuth lobt zudem die Arbeit der Betreuer im Jugendbereich. Sie sorgen dafür, dass „junge Menschen eine Freizeitbeschäftigung haben und mit dem Virus Feuerwehr infiziert werden“. Das zeige sich auch im Imagefilm, bei dem Nachwuchskräfte erzählen, warum sie eingetreten sind und was ihnen der Dienst bedeutet.

Die Hauptdarsteller waren am Mittwoch ebenfalls zugegen und erhielten von Beuth, zugleich hessischer Sportminister, einen Fußball als Geschenk. Der Stadtbrandinspektor nutzte die Gelegenheit, um zu verdeutlichen, dass der Film eine Gemeinschaftsleistung aller Bensheimer Feuerwehren sei. Erste Erfolge der Kampagne haben sich laut Karn schon eingestellt. In der Auerbacher Jugendwehr verzeichnete man sechs Neueintritte.

421 Einsätze, 3500 Einsatzstunden

Die zehn Bensheimer Feuerwehren mussten im Jahr 2015 zu 421 Einsätzen ausrücken. Insgesamt leisteten sie 3500 Einsatzstunden. In den Fuhrparks stehen 40 Fahrzeuge.

Das Land investiert jährlich 30 Millionen Euro hessenweit in die Feuerwehren. Allein für Fahrzeuge und Gerätehäuser wurde in den vergangenen zehn Jahren 100 Millionen Euro bereitgestellt.

Hauptaufgabe des Landes ist nach Angaben von Innenminister Beuth aber die Ausbildung von Führungskräften. Zu diesem Zweck betreibt man die Landesfeuerwehrschule in Kassel.

Die Ausbildungskosten der ehrenamtlichen Kräfte – vom Verdienstausfall bis zur Anreise – übernimmt ebenfalls das Land.

Zweiter Schwerpunkt ist die Landesjugendfeuerwehr, die den Jugendwehren in den Städten und Gemeinden beratend und unterstützend zur Seite steht.

Als Feuerwehr des Monats werden seit August 2007 vom Hessischen Innenministerium Freiwillige Feuerwehren ausgezeichnet, die gute, interessante oder erfolgreiche Ideen in die Tat umgesetzt haben.

Diese Ideen sollen nicht verborgen bleiben, sondern anderen Feuerwehren als gutes Beispiel dienen.

Für Bensheim ist es die zweite Auszeichnung. Bereits im Mai 2016 wurden die Auerbacher Kameraden geehrt.

Weitere Informationen zur Kampagne und den Bensheimer Feuerwehren gibt es auf der Homepage www.feuerwehren-bensheim.de

Den prämierten Imagefilm von Jörg Plechinger kann man sich auf YouTube oder über die städtische Homepage anschauen. dr

© Bergsträßer Anzeiger, Donnerstag, 17.11.2016

Original Bericht bei Morgenweb

Imagefilm der Feuerwehren der Stadt Bensheim