Kufen-Fans hoffen auf klirrende Kälte

 
Bensheim. Wird es tauen – oder wird es frieren? Während die Mehrzahl der Bevölkerung unter den Belastungen stöhnt, die der Winter mit sich bringt und sich ein paar Tage mit Plusgraden wünscht, damit wenigstens der Schnee von den nicht geräumten Straßen schmilzt, sind es jetzt die Eislauf-Fans, die auf Frost setzen.
Dafür gibt es einen Grund. Gestern hat die Feuerwehr die Bleiche unterhalb der Nibelungenstraße geflutet. Rund 200 Kubikmeter ergossen sich auf den 80 mal 30 Meter großen asphaltierten Platz, der mit Bordsteinen eingefasst ist.
Das ist auch gut so, denn die Umrandung hält das Wasser. So mussten die Männer der Feuerwehr nur vier Gullys mit Brettern und Sandsäcken schließen.
 

Bauhof hatte den Schnee geräumt

 
Schon am Vortag hatten Männer vom Bensheimer Bauhof die Fläche mit Radladern vom Schnee befreit und dabei gleich eine Art Winterputz veranstaltet. Laub, Dreck, Steine und andere Verunreinigungen wurden entfernt.
Derzeit steht das Wasser in der Bleiche rund zehn Zentimeter hoch. Da die Gullys nicht so dicht zu verschließen sind wie eine Badewanne mit einem Stöpsel, kommt die Wehr abends zum Nachfüllen.
Michael Lortz, Chef der Bensheimer Jugendfeuerwehren, hofft, dass die Bleiche bis zum 2. Januar zugefroren ist. An diesem Sonntag soll um 10 Uhr der Betrieb beginnen.
Wie in den beiden Jahren zuvor gibt es in einer Hütte an der Bleiche Glühwein, Kinderpunsch und heiße Wurst. Der Reinerlös wird in die Ausrüstung der Bensheimer Jugendfeuerwehren gesteckt.
Stadtbrandinspektor Willi Plaschke appellierte an die Fairness der Kufen-Fans, die Bleiche nicht vor der offiziellen Freigabe zu befahren. In den Jahren zuvor waren durch zu frühes Befahren große Löcher im Eis entstanden.
 

Feuerwehr mahnt Disziplin an

 
Natürlich hinterlassen die Kufen auch auf hartem Eis Spuren. Wie in den letzten Jahren auch werden deshalb in der Nacht Tanklöschwagen der Wehr vorfahren, die die Fläche mit Wasser besprühen – durch diese „kosmetische“ Behandlung entsteht eine spiegelglatte Oberfläche.
Rein vorsorglich gab der Stadtbrandinspektor auch eine Warnung für die offenen Wasserflächen ab. Zwar reichten die Minusgrade nicht aus, um Erlache, Badesee oder Niederwaldsee mit einer Eisschicht zu versehen – doch was nicht ist, kann ja noch werden.
Diese tiefen Baggerseen sind tückisch. Durch Strömungen kann das Eis an verschiedenen Stellen sehr dünn sein, selbst wenn es tragfähig erscheint.
Plaschke: „Ich sage es vorsorglich: Sollten unsere Seen zufrieren, besteht beim Betreten trotzdem Lebensgefahr.“
 
Bergsträßer Anzeiger
29. Dezember 2010