Für den Notfall Tipps und Ratschläge von einem Experten der Bensheimer Feuerwehr / Handhabung ist nicht immer die gleiche

BENSHEIM. Was tun, wenn es brennt? Am besten die Feuerwehr rufen (112). Wenn ein Brand aber erst im Entstehen ist, es ein bisschen kokelt – dann kann es ausreichen, selbst zum Feuerlöscher oder einer Löschdecke zu greifen. „Aber bitte nicht, wenn schon das halbe Zimmer brennt“, warnt Uwe Reichelt von der Bensheimer Feuerwehr vor fahrlässigem Heldentum.

Reichelt erklärt im Stützpunkt an der Robert-Bosch-Straße den korrekten Umgang mit Feuerlöschern, stellt Unterschiede heraus und gibt wertvolle Tipps, die im Notfall entscheidend sein können. Für solche Sicherheitseinweisungen können sich Firmen oder Kita-Mitarbeiter bei den Brandbekämpfern anmelden.

Feuerlöscher ist gleich Feuerlöscher – schließlich sehen die alle gleich aus. Oder doch nicht?

Ein offenbar weit verbreiteter Irrtum. Feuerlöscher sind zwar in der Regel rot, aber ansonsten ist das Aussehen nicht genormt. Das gilt auch für die Bedienung. Um den Inhalt freizusetzen, muss man an Laschen ziehen, Hebel umlegen, Sicherungsstifte entfernen oder auf Knöpfe drücken. Sprich: „Schauen Sie nach, welches Modell sie am Arbeitsplatz oder zu Hause haben und machen Sie sich mit der Funktionsweise vertraut. Und das nicht erst, wenn es brennt. Denn dann ist es zu spät“, so Reichelt. Auf allen Modellen müssen aber Piktogramme abgebildet sein, die die Funktionsweise erklären – und für welche Brände das Löschmittel geeignet ist.

Kann man mit jedem Feuerlöscher alles löschen?

Ein klares Nein vom Fachmann. Einen Fettbrand sollte man bekanntlich niemals mit Wasser zu löschen versuchen. Das macht alles nur noch schlimmer. Schaum, Pulver, eine Löschdecke oder spezielle Fettbrandlöscher müssen her, wenn in der Küche die Fritteuse oder die Pfanne brennt.

Welche Löschmittel werden auf dem Markt angeboten?

Nach wie vor am häufigsten verwendet werden Pulverlöscher. „Die sind günstig in der Anschaffung und löschen fast alles“, erläutert Reichelt. Das Problem: Oft sind die Folgeschäden durch das Pulver höher als durch die Flammen selbst. Das Material ist ähnlich fein wie Mehl, setzt sich überall fest und korrodiert. „Das rieselt zehn Jahre später noch aus der Decke, wenn man nicht aufwendig saniert.“ Grundsätzlich müsse sich jeder überlegen, was man schützen wolle – und welches Löschmittel geeignet ist. Als guter Allrounder für die eigenen vier Wände gilt Schaum. Der hinterlässt weniger Kollateralschäden.

Wer zu Hause einen eigenen kleinen Serverraum oder viele Computer hat, könnte über die Anschaffung eines Feuerlöscher mit Kohlensäure nachdenken. Das Gas erstickt die Flammen, sorgt aber im Umfeld und an der Hardware für keine zusätzlichen Schäden. Vor Computerräumen in Firmen sollten solche Löscher Standard sein. Im Einsatz muss man jedoch unbedingt darauf achten, den Löscher nur am Griff anzufassen. In Aktion kühlt das Gerät auf fast minus 100 Grad ab. „Wenn Sie da falsch greifen, frieren die Hände fest.“

Wie lange verschießt ein Feuerlöscher seine Ladung im Dauerbetrieb?

Kürzer, als der Laie vermuten würde. Bei einem Sechs-Kilo-Feuerlöscher ist nach neun Sekunden Feierabend, sehr gute Geräte schaffen unter Umständen elf Sekunden. „Mehr ist da nicht drin“, sagt Reichelt. Damit wäre auch klar, dass zum Beispiel ein kleiner Handfeuerlöscher fürs Auto wenig bringt, wenn schon der Motorraum in Flammen steht.

Wie lange hält ein Feuerlöscher, wenn er nicht benutzt wird?

In der Regel 20 Jahre, Kohlensäurelöscher sogar fünf Jahre länger. Allerdings sollten die roten Lebensretter alle zwei Jahre gewartet werden, damit man keine böse Überraschung erlebt. Die Kosten sind mit 20 bis 40 Euro überschaubar, hängen allerdings von der Art des Gerätes ab. Und: Einmal aktiviert, darf man sie nicht wieder in die Ecke stellen. In solchen Fällen muss ebenfalls der Hersteller einen Mitarbeiter zur Überprüfung vorbeischicken.

Muss man im Eigenheim oder der Mietwohnung einen Feuerlöscher vorhalten?

Eine gesetzliche Bestimmung wie bei Rauchmeldern gibt es nicht. Die Feuerwehr empfiehlt es aber. „Auf jeden Fall sinnvoll“, betont Reichelt, der selbst zu Hause zwei Feuerlöscher und eine Löschdecke für die Küche hat. Eine Löschdecke kostet ab 20 Euro (je nach Größe), kann immer wieder verwendet werden und lässt sich bequem auf handliche Größe falten.

„Einfach an die Rückseite der Küchentür kleben und fertig“, so der Feuerwehrfachmann. Wenn dann doch mal das Fett in der Pfanne brennt oder Kerzen auf dem Tisch umfallen, sind die Flammen schnell erstickt.

Was gibt es im Ernstfall sonst noch zu beachten?

Wie gesagt: Ist der Brand schon weit fortgeschritten, sofort die Feuerwehr alarmieren. Schreitet man im Freien (wenn der Grill in Flammen steht) zur Tat, immer mit dem Wind löschen. Sonst bekommt man zu viel Rauch ab.

Eine Gefahrenquelle, an die man im ersten Moment gerade bei Partys nicht denkt, sind Teelichter. Die können inklusive der Alu-Hülle Feuer fangen – je mehr auf einem Fleck stehen, desto heftiger.